Plastikplatz für Ritterhude

Sportanlage Moormannskamp

Die Fraktion von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN beantragte die Sanierung des Stadions Moormannskampf mit einem Rasenplatz. Des Weiteren sollen die durch den Wegfall des Plastikplatzes eingesparten Eigenmittel vollständig in die Ertüchtigung und Herrichtung weiterer, vorhandener Spielflächen investiert werden. Die Ratsmehrheit stimmte aber lieber für einen Plastikplatz.

Der Fraktion von Bündnis90/Die Grünen im Gemeinderat Ritterhude ist die unbefriedigende Situation für die Sportler bezüglich der eingeschränkten Nutzbarkeit des Sportplatzes Moormannskamp bewusst. Insbesondere Trainings- und Spielausfälle aufgrund der starken Belastung des Platzes stellen seit Jahren ein Problem dar. Aus unserer Sicht besteht in erster Linie ein Mangel an zeitlichen Kapazitäten. Jedoch auch ein Kunstrasenplatz, wie er von einer breiten Mehrheit der Ratsmitglieder offenbar bevorzugt wird, kann nur einmal zur Zeit bespielt werden.

Daher beantragten wir, das Stadion Moormannskamp als Rasenplatz zu sanieren, und den dabei, im Gegensatz zur Kunstrasenvariante, eingesparten Eigenanteil in Höhe eines Betrages von € 300.000 in die Ertüchtigung weiterer, bestehender Rasenplätze zu investieren. Laut Exposé der Bürgermeisterin (Anlage zur Beschlussvorlage XVI/464) stehen am Moormannskamp allein drei weitere Plätze als mögliche Trainingsplätze zur Verfügung. Als Kostenschätzung für die Herrichtung des Platzes B werden € 60.000 benannt. Demzufolge könnten mit dem eingesparten Geld ohne Weiteres alle drei Plätze ertüchtigt werden und es bliebe sogar noch Geld übrig für weitere Bedarfe an anderen Sportstätten der Gemeinde.

Wer dem Vortrag von Herrn Prof. Dr. Thieme-Hack bei der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Jugend und Sport am 05.10.2020 aufmerksam gefolgt ist, konnte diesen kaum als Plädoyer für Kunstrasenplätze verstanden haben, vielmehr hat er deren Nachteile detailliert aufgezeigt und deren vermeintliche Vorteile schlüssig in Frage gestellt. Auf seine Argumente ist aber schon im Fachausschuss seitens der Befürworter eines Kunstrasenplatzes nicht eingegangen worden. Die Entscheidung für einen Kunstrasenplatz ist bei den Befürwortern offenbar bereits getroffen worden, bevor Herr Thieme-Hack seinen Vortrag gehalten hat. Frei nach dem Motto: bleib mir weg mit Argumenten, das gefährdet nur meine Meinung. Herr Prof. Dr. Thieme-Hack hat darauf hingewiesen, dass man nicht den derzeit vorhandenen Platz mit einem Kunstrasenplatz vergleichen kann, sondern dass man einen neu erstellten Rasenplatz mit einem neu erstellten Kunstrasenplatz vergleichen muss. Im Gegensatz zum derzeitigen Platz, der keinen vernünftigen Unterbau hat, wäre ein neu erstellter Rasenplatz deutlich belastbarer.

In der jetzigen Haushaltslage, bei der die Folgen der Corona-Pandemie noch gar nicht absehbar sind, in einem einzelnen Sportplatz derart beträchtliche Finanzmittel zu binden, erscheint uns unverantwortlich. In der Diskussion im Fachausschuss wurde deutlich, dass diese Investition Begehrlichkeiten auch im Hinblick auf die Ertüchtigung weiterer Sportanlagen wecken wird. Die Erstellung eines Kunstrasenplatzes führt aber in absehbarer Zeit zu weiteren immensen Kosten: nämlich für die Entsorgung des kompletten alten und Auslegung eines neuen Belages. Diese Kosten werden prognostiziert mit € 250.00 und zwar bereits in 10 bis 15 Jahren. Aufgrund der von den Befürwortern angeführten hohen Auslastung der Anlage ist da wohl eher von 10 Jahren auszugehen. Dieses Geld wird dann fehlen, um sich auch um die übrigen Sportanlagen der Gemeinde zu kümmern. Abgesehen davon bedeutet „Entsorgung“ thermische Verwertung, und das wiederum bedeutet Verbrennen, mit dem damit verbundenen Freisetzen von CO₂. Auch das erscheint in Anbetracht des Klimawandels und schwindender Rohstoffe unverantwortlich. Da ist, richtigerweise, die Verwendung von Einweg-Plastiktüten mittlerweile verboten und die Gemeinde Ritterhude baut gleichzeitig quasi einen Einweg-Plastik-Sportplatz mit derart begrenzter Haltbarkeit!

Im Übrigen wurde die Vorlage im Vergleich zur Fachausschusssitzung nicht angepasst. Das heißt, in der Aufstellung beim Kunstrasenplatz sind die Kosten für eine Filteranlage, die das Auffangen wenigstens eines Teils des durch Abrieb der Fasern entstehenden Mikroplastiks gewährleistet, nicht eingepreist worden. Im Ausschuss hatte Ratsherr André Hilbers darum gebeten, diese Kosten mit in die Kalkulation aufzunehmen. Da wir davon ausgehen, dass auch die Befürworter eines Kunstrasenplatzes eine solche Anlage als zwingend notwendig ansehen, um die Umweltbelastung wenigstens in Grenzen zu halten, beantragt die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hilfsweise, für den Fall, dass unser oben genannter Antrag abgelehnt wird, bei der Erstellung eines Kunstrasenplatzes die von Herrn Thieme-Hack prognostizierten Kosten in Höhe von € 100.000 für eine Filteranlage in die Kostenaufstellung mit aufzunehmen und im Haushalt bereit zu stellen. Es ist allgemein bekannt, was Mikroplastik in den Weltmeeren anrichtet. Letztlich werden die Mikroplastik-Emissionen eines Kunstrasenplatzes am Moormannskamp aber genau dort landen.

In dem Zusammenhang wird auch zu bedenken gegeben, dass die EU-Kommission das für 2021 anstehende Verbot von Kunstrasenplätzen derzeit zwar lediglich auf die Verwendung von Plastikgranulat als Füllstoff beschränkt, es aber auch nicht ausgeschlossen ist, das dieses Verbot bei Gewinnung neuer Erkenntnisse zur Umweltbelastung durch Faserabrieb durchaus ausgeweitet werden könnte. Inwieweit der Plastikabrieb nicht auch hochgewirbelt wird und in die Atemluft der Sportler gelangt, scheint noch nicht abschließend geklärt. Im Übrigen ist auf Kunstrasen Studien zufolge die Belastung gerade für die Gelenke und Sehnen junger Sportler besonders hoch, da er nicht nachgibt. Bei einem Richtungswechsel aus vollem Lauf ist bei Rasen, durch das Rutschen über den Belag, anschließend natürlich die Rasendecke angegriffen. Was jetzt vermeintlich gegen Rasen spricht, entpuppt sich aber als klares Argument gegen Kunstrasen, wenn man sich klar macht, dass dabei die physikalische Kraft eben nicht in den Boden abgeleitet wird, sondern als Belastung für Fuß und Sprunggelenk verbleibt.

Bei der Frage der Kosten ist noch darauf hinzuweisen, dass es bei Baumaßnehmen regelmäßig zu Kostensteigerungen zwischen Planung und Ausführung kommt. Dem Exposé der Bürgermeisterin ist zu entnehmen, dass die Kosten für die Erstellung eines Kunstrasenplatzes zwischen 2018 und 2020 bereits um 15% gestiegen sind. Bei der Kunstrasenvariante wäre eine Kostensteigerung vollständig durch die Gemeindefinanzen zu tragen, da der Förderrahmen ausgeschöpft ist, anders als bei der Rasenvariante. Gehen wir mal von einer Kostensteigerung von € 100.000 aus, was erfahrungsgemäß nicht zu hoch gegriffen sein dürfte, bedeutet das bei der Kunstrasenvariante eine weitere Belastung in genau dieser Höhe, bei der Rasenvariante wären dagegen nur € 10.000 von der Gemeinde aufzubringen.

Eine Bewässerungsanlage ist im Übrigen in beiden Fällen nötig. Wichtig ist aber auch der Zeitpunkt der Bewässerung, damit der Wasserverbrauch nicht zu hoch ist und die vorhandenen Kapazitäten übersteigt. Die Beregnung eines Kunstrasenplatzes, die an heißen Tagen nötig ist, um ihn abzukühlen und die Bespielbarkeit überhaupt erst zu gewährleisten, die aber auch generell empfohlen wird um die Verletzungsgefahr zu verringern, würde zu einem vergleichsweise hohen Wasserverbrauch führen, da ein großer Teil des Wassers bereits verdunstet, bevor er am Boden ankommt. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die auch künftig zu erwartenden heißen Sommer zu bedenken. Die Bewässerung eines Rasenplatzes könnte dagegen zu Zeiten erfolgen, zu denen die Verdunstung deutlich geringer ausfallen würde.

Das einzige Argument, das fast schon gebetsmühlenartig für den Kunstrasenplatz angeführt wird, ist die angebliche Notwendigkeit, den Hauptplatz am Moormannskamp so stark auslasten zu müssen, dass die zeitlichen Kapazitäten eines Rasenplatzes nicht ausreichen. Unser Ansatz ist daher der Eingangs formulierte Antrag. Dadurch könnte der Trainingsbetrieb auf andere Plätze ausweichen und eine Bespielbarkeit des Stadionplatzes wäre weitestgehend gewährleistet. Und wie aufgezeigt wäre es die kostengünstigere, solidarischere und umweltschonendere Variante.

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